„Kern der Sache“: Eine denkbare prinzipielle Lösung des Mensch-Umwelt-Problems

Eine ökologische Wende in der Menschheitsentwicklung zu „Glück und Wohlstand für alle - im Einklang mit der Natur“ scheint möglich auf Grund einer Schlussfolgerung, die ich besonders kurz am 04.09.2007 für das Forum der ZDF-Sendung Nachtstudio aufgeschrieben habe:“Die Lösung des Mensch-Umwelt-Problems, ... , läßt sich wie folgt aus den Antrieben unseres Handelns herleiten und kurz aussprechen:

Als Säugetiere sind wir von zwei Kategorien von Bedürfnissen angetrieben. Die organischen Grundbedürfnisse sind auf die Einhaltung von Sollwerten gerichtet, wie optimaler Wassergehalt des Körpers, optimaler Nahrungsgehalt in den Körperflüssigkeiten, optimale Körpertemperatur oder optimaler Blutdruck. Sie sind wohlbekannt und haben zu tun mit Durst und Hunger, oder bei Sommerhitze mit dem Drang, den Schatten eines Baumes aufzusuchen. Die zweite Kategorie, die höheren Bedürfnisse, werden speziell beim Menschen auch die produktiven genannt. Sie sind auf das Abarbeiten der Verhaltensprogramme gerichtet und treiben an zu den lebenserhaltenden Aktivitäten wie zu Jagd, Nahrungsbevorratung, Nestbau, Brutpflege, sozialen Beziehungen, sexuellen Interaktionen, zum Lernen oder zur Orientierung in neuer Umgebung.
Aber während z.B. die mit uns ziemlich verwandten Eichhörnchen ihre Verhaltensprogramme recht starr abarbeiten, wenn diese durch den jeweiligen Schlüsselreiz eingeschaltet sind, können wir im Zusammenhang mit unseren erweiterten Großhirnleistungen außerordentlich flexibel damit umgehen. Wir können sie gewissermaßen in Teilprogramme zerlegen und diese frei neu kombinieren und sehr weit an konkrete Situationen anpassen. Wir können somit Klavierstücke einüben oder völlig neu entwickelte Spezialtätigkeiten ausführen. Dadurch sind wir eher in einer ständigen allgemeinen Aktionsbereitschaft und weniger periodisch immer wieder zu bestimmten Handlungen getrieben, die wir lange nicht durchgeführt haben.

Schlußfolgerung:
Menschen sind als Säugetiere autonom in dem Sinne, daß sie gewissermaßen Lust zu allen Anstrengungen haben, die für ein auch ansonsten befriedigendes Leben erforderlich sind. Arbeit ist normalerweise die Befriedigung der produktiven Bedürfnisse und es gibt daher keinen Grund, sich um die Arbeitsergebnisse zu bekämpfen. Es ist nutzlos, andere Menschen auszunutzen oder auszubeuten, weil der eigene Antrieb überall vorhanden ist, selber für sich erfolgreich die Mühsal und die Leiden des Lebens auf sich zu nehmen, z.B., um Selbstbestätigung zu erlangen.
Außerdem löst sich durch die Flexibilität und Vielfalt unserer konkreten Handlungsmöglichkeiten die Problematik von Rangstreben, Revierverteidigen und anderen sozialen Konfliktherden auf. Es gibt geradezu unendliche viele und vielfältige Möglichkeiten, das Leben konkret befriedigend zu gestalten. Daher kann jede Situation immer im Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen immer wieder so gestaltet werden, daß alle Beteiligten zufrieden sind. Damit sind die Gründe dafür benannt, daß alle Feindseligkeiten der Menschen entfallen können.”

Der Modellvorstellung von den menschlichen Antrieben und Zielen, aus der die Schlussfolgerung gezogen wurde, liegt unter anderem die folgende Literatur zu Grunde:

 

 

1. Cube, F. v.; Alshut, D.: Fordern statt Verwöhnen. 4. Aufl., München, 1989.

 

 

2. Diamond, J.: Der dritte Schimpanse. Evolution und Zukunft des Menschen. Frankfurt/M., 1994.

 

 

3. Ditfurth, H. v.: Von den biologischen Grenzen unserer Vernunft. In: Keller, H. (Hg.): Denken über die Zukunft, S. 176-189. Zürich, 1986.

 

 

4. Ditfurth, H. v.: Der Geist fiel nicht vom Himmel. Die Evolution unseres Bewußtseins. 8. Aufl., München, 1986.

 

 

5. Eibl-Eibesfeldt, I.: Liebe und Haß. München, 1970.

 

 

6. Eibl-Eibesfeldt, I.: Die Biologie des menschlichen Verhaltens. 2. überarb. Aufl., München, 1986.

 

 

7. Eibl-Eibesfeldt, I.: Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung. 7. überarb. u. erw. Aufl., München, 1987.

 

 

8. Hassenstein, B.: Biologische Kybernetik. 5. Aufl., Heidelberg, 1977.

 

 

9. Hassenstein, B.: Verhaltensbiologie des Kindes. 4. überarb. u. erw. Aufl., München, Zürich, 1987.

 

 

10. Hassenstein, B.: Innere Widersacher gegen Vernunft und Humanität? In: Wissenschaft und Fortschritt, Jg. 41, Nr. 4, S. 147-152. Berlin, 1991.

 

 

11. Hassenstein, B.: Innere Widersacher gegen Vernunft und Humanität? Teil II. In: Wissenschaft und Fortschritt, Jg. 41, Nr. 5, S. 193-197. Berlin, 1991.

 

 

12. Hassenstein, B.: Biologie und Pathologie der Verhaltensentwicklung des Kindes. Vortrag. Symposium der Ges. für Pädiatrie. Hotel Branitz, Cottbus, 30.5.1991.

 

 

13. Hassenstein, B.: Brief an L. v. Grünhagen. Prof. Dr. Bernhard Hassenstein, Institut für Biologie I, Universität Freiburg i.Br., 14.11.1993.

 

 

14. Holzkamp-Osterkamp, U.: Grundlagen der psychologischen Motivationsforschung. Bd. 1. - 3. Aufl., Frankfurt/M., 1981.

 

 

15. Holzkamp-Osterkamp, U.: Grundlagen der psychologischen Motivationsforschung. Bd. 2. - 4. unveränderte Aufl., Frankfurt/M., 1990.

 

 

16. Lorenz, K.: Vom Weltbild des Verhaltensforschers. 3. Aufl., München, 1970.

 

 

17. Lorenz, K.: Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens. München, 1977.

 

 

18. Palm, G.: Assoziatives Gedächtnis und Gehirntheorie. In: Gehirn und Kognition. Spektrum der Wissenschaft. Heidelberg, 1990.

 

 

19. Tembrock, G.: Verhalten bei Tieren. 3. neug. Aufl., Wittenberg, 1984.

 

 

20. Vincent, J.-D.: Biologie des Begehrens. Wie Gefühle entstehen. Reinbek, 1992.

 

 

21. Vogel, C.: Vom Töten zum Mord. München, Wien, 1989.